Vorwort – Rückblick auf ein unvollkommenes, aber mutiges Leben
Ich sitze hier, am Schreibtisch, allein mit meinen Gedanken – und frage mich, wie ich all das, was war, in Worte fassen soll. Wie man ein Leben aufschreibt, das so viele Kurven geschlagen hat, dass selbst ich mich manchmal wundere, wie ich all die Wendungen überhaupt bewältigt habe. Ich frage mich: Gibt es überhaupt eine gerade Linie, wenn es um ein echtes Leben geht? Wahrscheinlich nicht.
Was du, liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Buch findest, ist kein Heldenepos. Es ist kein auf Hochglanz poliertes Selbstporträt. Es ist auch kein Leitfaden zum Erfolg. Wenn du nach Rezepten suchst, wie man reich wird, wie man Anerkennung gewinnt oder wie man immer auf der Sonnenseite bleibt – dann bist du hier falsch. Was ich dir erzählen möchte, ist die Geschichte eines Menschen, der vieles versucht hat. Der Träume hatte, große sogar. Der Chancen sah und sie ergriff – und manchmal auch verzockte. Der gestürzt ist. Oft. Und der immer wieder aufgestanden ist. Nicht, weil er ein Übermensch ist. Sondern weil er gar nicht anders konnte.
Ich blicke zurück auf ein Leben, das sich nie ganz in Schubladen pressen ließ. Meine Wurzeln lagen in einer einfachen, aber stabilen Umgebung. Aufgewachsen in einer Kasernenwohnung – zwischen Disziplin, Bescheidenheit und dem starken Wunsch, mehr vom Leben zu wollen als nur „durchzukommen“. Ich hatte keine goldenen Aussichten. Kein Netzwerk. Kein Vermögen. Aber ich hatte etwas anderes: Neugier. Energie. Und einen inneren Antrieb, der mir bis heute ein Rätsel ist – eine Stimme, die immer wieder sagte: Da geht noch mehr. Versuch’s.
Diese Stimme hat mich weit gebracht. Sie hat mich in Räume geführt, von denen ich früher nur geträumt habe – in politische Verantwortung, in wirtschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten, in die Umsetzung von Ideen, die andere für unrealistisch hielten. Sie hat mich aber auch in Situationen gebracht, in denen ich überfordert war. In denen ich Fehler gemacht habe. In denen ich über mein eigenes Ego gestolpert bin – und über die Grenzen dessen, was machbar war. Und doch bereue ich kaum etwas davon.
Denn aus heutiger Sicht – mit den Jahren, mit den Narben, mit dem, was ich verloren und gewonnen habe – weiß ich: Es geht nicht darum, immer richtig zu liegen. Es geht nicht einmal darum, immer stark zu sein. Es geht darum, weiterzugehen. Gerade dann, wenn es dunkel ist. Wenn niemand mehr an dich glaubt – nicht einmal du selbst.
Ein Kapitel in meinem Leben steht sinnbildlich für all das: das große Projekt, das ich initiiert, mit Herzblut verfolgt und am Ende verloren habe. Es war mehr als ein berufliches Vorhaben. Es war eine Vision, ein Traum, ein Teil von mir. Ich habe mich hineinbegeben mit allem, was ich hatte – mit Kraft, mit Vertrauen, mit Idealismus. Und am Ende stand ich vor den Trümmern. Das mediale Echo war laut, die Enttäuschung tief. Und doch war es gerade diese Erfahrung, die mir mehr über das Leben beigebracht hat als jeder Erfolg zuvor.
Scheitern – dieses Wort, das so viele vermeiden, als wäre es ansteckend – ist für mich heute kein Schandfleck mehr. Es ist eine Lektion. Eine ungeschönte, schmerzhafte, aber auch unglaublich ehrliche Lektion darüber, wer man wirklich ist, wenn alles wackelt. Wenn du nicht mehr mit Zahlen, Titeln oder Einfluss glänzen kannst – sondern nur noch mit deinem Charakter. Dann zeigt sich, was in dir steckt. Ich hätte aufgeben können. Mich zurückziehen. Schweigen. Aber das wäre nicht ich gewesen.
Ich habe mich entschieden, offen darüber zu sprechen. Und jetzt – mit diesem Buch – gehe ich noch einen Schritt weiter. Ich teile meine Geschichte. Nicht, weil ich glaube, dass sie einzigartig ist. Sondern weil sie vielleicht genau deshalb wertvoll ist: weil sie so vielen ähnelt. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man nachts wach liegt, weil alles auf dem Spiel steht. Ich weiß, wie es ist, sich von Menschen verraten zu fühlen, denen man vertraut hat. Ich weiß, wie es schmerzt, wenn man sich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen will, weil man glaubt, versagt zu haben. Aber ich weiß auch: Du kannst da wieder rauskommen.
Dieses Buch ist mein Versuch, ehrlich zu sein. Mit mir selbst. Mit dir. Ich werde nicht alles rechtfertigen. Ich werde nicht alles schönreden. Aber ich werde auch nicht klein beigeben. Denn ich glaube, dass wir unsere Geschichten erzählen müssen – gerade dann, wenn sie nicht perfekt sind. Weil sie anderen Mut machen können. Weil sie zeigen: Du bist nicht allein.
Es gab Momente, da war ich am Boden. Und doch war genau da auch etwas anderes spürbar: eine neue Form von Klarheit. Eine Kraft, die sich nicht aus Siegen speist, sondern aus der Bereitschaft, weiterzumachen – trotz allem. Ich habe gelernt: Nicht das Ergebnis zählt. Sondern der Weg. Der Mut, sich dem Leben zu stellen. Die Bereitschaft, zu lieben, zu scheitern, zu vergeben – sich selbst eingeschlossen.
Ich habe Menschen an meiner Seite gehabt, die geblieben sind, auch als der Applaus verklungen war. Meine Familie – mein Rückgrat. Freunde, die ehrlich genug waren, mich zu konfrontieren. Kritiker, die mir zeigten, wo ich blinde Flecken hatte. Ihnen allen gilt mein Dank. Ohne sie wäre ich nicht hier. Und auch dem Leben danke ich – für seine unbarmherzige, aber zugleich tiefe Weise, mich zu formen.
Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich vieles klarer. Ich sehe den jungen Mann, der voller Energie losgelaufen ist, ohne zu wissen, wohin genau. Ich sehe die Stationen, die mich geprägt haben – manche voller Glanz, manche voller Zweifel. Ich sehe die Menschen, denen ich begegnet bin – manche für einen Moment, manche ein Leben lang. Und ich sehe vor allem: dass es sich gelohnt hat.
Nicht, weil alles gut ausgegangen ist. Sondern weil ich heute aufrecht dastehe und sagen kann: Ich habe gelebt. Ich habe mich nicht versteckt. Ich habe mich getraut.
Und genau das wünsche ich dir, wenn du dieses Buch liest. Dass du in meiner Geschichte vielleicht auch ein Stück deiner eigenen erkennst. Dass du den Mut findest, deinen Weg zu gehen – gerade dann, wenn er unklar ist. Dass du nicht aufgibst, wenn der Gegenwind kommt. Und dass du erkennst: Es ist nie zu spät. Nicht für einen Neuanfang. Nicht für eine Korrektur. Nicht für ein echtes, ehrliches Leben.
Wenn ich also eines gelernt habe, dann das: Du kannst alles verlieren – Geld, Ansehen, Sicherheit. Aber wenn du deine Würde behältst, deinen Glauben an dich selbst, deinen Willen, weiterzumachen – dann hast du noch alles, was du brauchst.
Und genau deshalb schreibe ich dieses Buch.
In tiefer Dankbarkeit, mit etwas Wehmut, aber vor allem mit Hoffnung und Zuversicht,